Eisenbahnreisen für Eisenbahnfreunde

Von Sukna nach Kurseong

Die Kurvenstrecke - von Sukna nach Kurseong - 2. Abschnitt

Etwa 14 km hinter Sukna gelangt der Zug in ein Gebiet mit Baumbewuchs. Vor einigen Jahren blockierte hier eine Herde wilder Elefanten die Strecke, und der Lokführer musste den Zug in den Bahnhof von Sukna zurücksetzen und abwarten bis die Elefanten die Strecke wieder verlassen hatten. Diese Waldgegend mit niedrigem Baumbewuchs bietet einer Vielzahl von Tieren Schutz, wie z. B. Tigern, Leoparden, wilden Büffeln, Rotwild und Wölfen und ist auch Lebensraum für kleinere Tiere wie Affen und Wildkatzen.

 

Die Trasse windet sich nun durch die Schluchten und an den Berghängen entlang und ist gekennzeichnet durch sehr viele und schnell aufeinander folgende Kurven. Schon bald hat man die erste Stelle passiert, an der die Erbauer der Strecke die Streckenführung so gestaltet haben, dass die Steigung leichter überwunden werden kann: man passiert Loop No. I (der ursprüngliche Loop No. 1 zwischen Streckenkilometer 15/11-12 zwischen Sukna und Rangtong wurde im September 1991 durch äußere Einflüsse zerstört; demzufolge wurde die Streckenführung geändert).

 

Als nächstes erreicht der Zug den Bahnhof von Rangtong (1.404 ft/ 428m.). Hier ist kein Halt vorgesehen. Der Zug fährt noch etwa 7 Minuten weiter, um dann Wasser fassen zu können. Hier kann auch der Reisende kurz aussteigen und einen Blick in den umliegenden Wald werfen.

 

Auf der Weiterfahrt bergauf bieten sich herrliche Ausblicke über die niedrigen Berge. Im Vordergrund erhebt sich ein hoher bewaldeter Berg, der Selim Hill (3.500 ft/ 1067m.). Der Zug fährt unter einer Brücke hindurch, beschreibt einen Kreis und  überquert dann die Brücke. Dies war Loop No. 2. Er wurde im 2. Weltkrieg durch eine Zickzack-Schleife= z-reverse ersetzt.

 

Kurz bevor der Zug die Höhenmarke von 2.000 ft/ 610 m. überschreitet fährt er durch den zweiten Loop, den Chunbhati Loop (bei km 23/14 zwischen Rangtong und Chunbhati). Hier befindet sich eine alte Herberge, die früher den Reisenden als Unterkunft diente, als die Bahn noch nicht gebaut war. Dieser Loop ist eine doppelte 360°-Schleife. Hinter dem Loop passiert man den Bahnhof von Chunbhati (der Zug hält hier nicht an) und nach einigen weiteren Fahrtminuten durch den Wald fährt der Zug um eine Bergnase herum und der Ausblick ist plötzlich ein völlig anderer.

 

Die Trasse folgt den Konturen dieses Bergausläufers und windet sich bald nach innen, und man blickt auf die Hänge des Selim Hill in Tindharia. Der Zug überwindet den Berg mittels 5 Kehrschleifen, und hier lässt sich erkennen, dass das Umfahren der Hänge und der Schluchten notwendig ist, um die Streckenführung nicht zu steil werden zu lassen. Am Ende des Bergkamms stehen der Schornstein und das Gebäude des Tindharia Depots.

 

Hier hält die Lok und rangiert den Zug aufwärts nach hinten in den zweiten „z-reverse“, wodurch die Reise auf einer höheren Ebene fortgesetzt werden kann. Nachdem der Zug den z-reverse verlassen hat, fährt er den Hang des Selim Hill entlang und umrundet das Depot und ändert seine Richtung über eine Kehrschleife; dann folgt eine weitere Kehrschleife, wodurch der Zug seinen Weg wieder in derselben Richtung fortsetzen kann. Dabei geht es stetig aufwärts und der Zug erreicht den Bahnhof von Tindharia (2.822 ft./860 m).

 

Von hier aus bietet sich ein weiter Blick bis nach Bhutan im Osten und bis in die Ebenen von Bengal im Süden. Der buckelige Gipfel des Sitong Mountain, der nahezu gegenüber liegt und der die Wasserscheide zwischen dem Mahanadi River und den Zuflüssen des Teesta River bildet, ist leicht auszumachen.

 

Nachdem der Zug den Bahnhof von Tindharia verlassen hat, windet er sich durch eine Vorgebirgslandschaft und der Ausblick ändert sich wiederum. Man blickt in ein tiefes Tal hinunter, in dem sich eine weiße Teefabrik befindet. Hinter diesem Tal erhebt sich eine Reihe bewaldeter Berge, die Mahalderam Range, die bis 7.000 ft. hoch ist und deren Ausläufer in das unten liegende Tal hineinreichen. Rechter Hand befindet sich ein felsiger Berg, der Didarpahar Mountain; einige Zeit später wird der Zug durch einen Felseinschnitt wenig unterhalb des Gipfels fahren.

 

Bald darauf passiert der Zug einen weiteren Reverse und den 3. Loop (bei km 32.0 zwischen Tindharia und Gayabari). Hier bekommt der Bahnreisende einen genauen Einblick in die Art und Weise, wie diese Loops gebaut werden. An dieser Stelle waren die Arbeiten sehr aufwändig, und der Kurvenradius des Loops musste mit nur 59 Fuß auf Grund der Hangbeschaffenheit sehr eng sein.

 

Die Trasse verläuft nun an der östlichen Hangseite eines hohen Berges, der für den Teeanbau abgeholzt wurde. In den Schluchten kann man nur vereinzelt noch Nadelbäume sehen. Dann passiert man den vierten Reverse, und kurz danach erreicht der Zug den Bahnhof von Gayabari (3.516 ft./1072m). Von Gayabari führt eine steile Straße direkt nach Kurseong. Aber um die Steigung für die Autostraße und die Eisenbahntrasse nicht zu steil werden zu lassen, mussten sie den Bergausläufer entlang nach Osten geführt werden, um dann auf demselben Hang auf einer höheren Ebene wieder zurück zu fahren. Hier wurde dasselbe Prinzip angewandt wie schon weiter unten auf der Strecke in Tindharia. Den letzten Reverse passiert der Zug kurz hinter Gayabari. Hier bemerkt der Reisende die scharf geschnittenen Felsformationen, die über die Trasse hängen und die als Sikkim Gneiss bezeichnet werden.

 

Dann hält die Lok erneut zum Wasserfassen. Einer Informationstafel kann der Reisende entnehmen, dass er zu Fuß zum Pagla Jhora (2 Minuten Fußweg) gehen kann, wo er wieder in den Zug einsteigen kann. Der Pagla Jhora oder auch Mad Torrent (Verrückter Sturzbach) ist der Name eines breiten Wasserlaufs, des breitesten auf dieser Seite der Mahalderam Range. Der Name ist abgeleitet von der Tatsache, dass nach heftigen Regenfällen dieser Wasserlauf plötzlich zu einem rasenden Sturzbach anschwillt, der wie verrückt den Berg hinabrauscht. Dann bietet dieser Bach wirklich einen imposanten Anblick, aber bei trockenem Wetter führt er nur sehr wenig Wasser. Um diesen Bach unter Kontrolle zu halten, mussten schon beachtliche Geldmengen aufgewendet werden. In einigen Situationen hat er ganze Teile der Straße und der Eisenbahntrasse weggespült, und der Reisende wird oberhalb und unterhalb der Straße oft Arbeiter sehen, die Befestigungsarbeiten durchführen. Zeitweise kommt es in dieser Gegend zu sehr heftigen Regenfällen. 1998 wurden die Straße und die Eisenbahntrasse so stark beschädigt, dass unter hohem Kostenaufwand die Straßen- und Trassenführung geändert werden mussten.

 

Bald danach passiert die Bahn die 4.000-Fuß-Höhenmarke und erreicht den Bahnhof von Mahanadi. Hier sieht der Reisende Stammesangehörige der mongolischen Bergvölker, die hier einen kleinen Basar eingerichtet haben. Sie kommen aus den weiter unten liegenden Tälern oder aus den höher gelegenen Gebirgsregionen und tragen ihre Lasten, die sie auf dem Basar verkaufen wollen, in großen Körben, die an der Stirn befestigt sind. Am Berg oberhalb des Bahnhofs befindet sich die Quelle des Mahanadi River, dessen breites Bett der Zug mittels der Brücke kurz hinter Siliguri überquert hat.

 

Nach Mahanadi verläuft die Trasse Richtung Westen und man hat einen schönen Blick sowohl auf die Bergausläufer, die der Zug vorher entlanggefahren ist, als auch auf die Ebenen. Drei Flussläufe lassen sich deutlich erkennen; der Teesta River, der Mahanadi River und der Balasun (von links nach rechts bzw. von Osten nach Westen). Dann durchfährt der Zug durch einen in den Felsen geschlagenen Bergeinschnitt und unmittelbar danach bietet sich dem Reisenden eine völlig andere Aussicht. Man kann von einem nahezu dramatischen Wechsel im Landschaftsbild sprechen. Man sieht nun die Berge hintereinander aufgereiht, wie sie sich bis in die Ebenen hinunterziehen; sie werden immer matter im blauen Dunst der Entfernung. Am Fuße dieser Berge lassen sich Wälder erkennen, die von Flüssen durchzogen sind, die sich wie ein silbernes Band im Sonnenlicht spiegeln. Die beiden wichtigsten Flüsse sind der Balasun River und der Mechi River, letzterer bildet die Grenze zwischen British India und Nepal. Alle Berge bis auf die vordersten Bergreihen gehören zu Nepal.

 

Die nahe gelegenen Berghänge sind gesprenkelt mit den weißen Gebäuden der Teemanufakturen, und geradeaus befindet sich ein steiler Berg. Er wird als Eagle’s Grag (Klippe des Adlers) bezeichnet, und auf dem Bergsattel sieht man einige Häuser und den Basar von Kurseong. Bald darauf fährt der Zug in den Bahnhof von Kurseong ein (4.864 ft./1482 m).

 

 
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