Von Kurseong nach Darjeeling
Von Kurseong nach Darjeeling - dritter Abschnitt
Die Trasse verläuft um den Bergausläufer unterhalb des Clarendon Hotels entlang und verlässt Kurseong. Die 5.000-Fuß-Höhenmarke wird ganz in der Nähe des Hotels passiert. Einige felsige Schluchten sind mit Schwertlilien bewachsen, die in diesen Bergen nicht heimisch sind, sondern vor vielen Jahren aus Japan eingeführt wurden.
Als nächstes erreicht der Zug den Bahnhof von Tung. Hier wird erneut Wasser gefasst. Man befindet sich nun in der gemäßigten Klimazone, und die Vegetation hat sich vollkommen verändert. Lediglich die Farnbäume erinnern noch an die Tropen, ansonsten ist die Natur eine völlig andere.
Kurz nachdem der Zug den Bahnhof von Tung (5.656 ft./1724 m) verlassen hat, fährt er zweimal an der Südseite des Bergausläufers entlang und man hat einen schönen Blick auf die Strecke bei Kurseong und auf den Ort. Der Zug fährt an dem Gebäude der Sonada Brauerei vorbei, das in früheren Zeiten – als die Eisenbahn noch nicht existierte - von reisenden Soldaten Unterkunft genutzt wurde. Der Zug sich durch stark bewaldete Schluchten hindurch. Farne hängen über die Trasse, und von den Eichen und Kastanien hängen Flechten und Moose herab. Insbesondere die Eichen strecken ihre kräftigen Äste in alle Richtungen aus, der starke Bewuchs mit Moosen sorgt für teilweise skurile Formen. In einigen Schluchten befinden sich Gruppen von Hütten.
Als nächstes erreicht der Zug den Bahnhof von Sonada (6.552 ft/ 1988 m), der 1893 erbaut wurde und sich noch in sehr gutem Zustand befindet. Kurz danach passiert der Zug die 7.000-Fuß-Höhenmarke. Von hier bis Ghum zieht sich die Trasse an dem Government Forest Reserve entlang. Hier wachsen nicht nur Eichen und Kastanien, sondern auch Walnussbäume, Lorbeerbäume, Magnolien und Rhododendron. Im Frühling und Sommer blühen hier die Orchideen.
Bald fährt der Zug durch den Basar von Ghum, der im Schatten der hohen Senchal Mountains liegt. Ghum liegt an der Straße nach Tibet und ist der erste Außenposten der Tibeter oder Bhutaner. Wenn der Zug durch den Basar fährt, sieht der Reisende Angehörige dieser Nationalitäten in ihren Schneestiefeln und in ihren groben Mänteln. Sie stehen in Gruppen zusammen und unterhalten sich und lachen, die drehen ihre Gebetsmühlen oder beten den Rosenkranz. Man sieht auch mongolische Frauen, die mit Gold und Türkisschmuck geschmückt sind. Es herrscht eine für Zentralasien typische Atmosphäre. Gebetsflaggen wehen an hohen Bambusstangen, die zu beiden Seiten der Straße stehen, und wehen die darauf geschriebenen Wünsche zu den jeweiligen Gottheiten.
Der Bahnhof von Ghum ist der höchste Punkt der Bahnreise (7.407 ft./ 2258m ), und von hier aus führt eine 4 Meilen lange Gefällstrecke einen Bergausläufer hinab nach Darjeeling (6.812 ft/ 2076 m.).
Die dunklen steilen Berge, die man beim Verlassen des Bahnhof von Ghum im Westen sieht, sind die Gipfel des Tonglue und des Sandakphu Mountains, die beide zur Singalela Bergkette gehören.
Der Zug fährt die Hänge des Little Rungeet River Valley entlang und die Trasse läuft in ein Vorgebirge hinein und überwindet den Abstieg mittels der bekannten Batasia-Schleife. Dies ist der letzte Loop, den der Zug durchfährt (bei km 75,1 zwischen Ghum und Darjeeling). Hier hat der Reisende zum ersten Mal einen weiten Panoramablick auf die schneebedeckte Bergkette rund um den Kanchenjungha; bei gutem Wetter kann man die mächtigen Zwillingsgipfel des Kanchenjungha sehen, die wie ein Turm in der Mitte emporragen mit dem Kabru und dem Jannu Mountain auf der linken Seite und dem Pandim Mountain auf der rechten Seite. Alle diese Berge sind über 20.000 Fuß/ 6095m hoch. Man kann sie zwar auch von Darjeeling aus sehen, aber der erste Blick, den man vom Batasia-Loop aus hat ist extrem beeindruckend für den Reisenden. Der Ort Darjeeling stellt ebenfalls einen Höhepunkt der Reise dar. Die Häuser mit ihren weißen und roten Dächern stellen einen wunderbaren Farbtupfer auf dem bewaldeten Hang dar und bilden den Vordergrund für diese Landschaft, die im Hintergrund von den Ketten der schneebedeckten Berge gekrönt wird.
Wenige Minuten später fährt der Zug in den Bahnhof von Darjeeling ein und damit endet für den Reisenden eine äußerst beeindruckende Bahnfahrt, die in dieser Form mit Sicherheit einmalig auf der Welt ist und mit Recht zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.