Reisebericht Teil 1 Sibirien
Freundesreise – „Mit dem Zug zum Pazifik“ 07.09.-26.09.2013
Reisebericht
Samstag 07.09.2013
Großer Bahnhof in Germersheim. Ein Fotograf der Rheinpfalz macht Bilder der Reisegruppe. Abfahrt GER 8:49 nach Mannheim. Von dort weiter mit ICE nach Berlin.
Um 17:39 Abfahrt des Zuges D1249 im Berliner Hauptbahnhof nach Saratov mit Kurswagen nach Novosibirsk. Es ist der Wagen 272, in den wir einsteigen. Die Fahrtdauer wird mit 89 Stunden und 32 Minuten angegeben.
Der Gang im Waggon ist ziemlich eng, die Abteile sind aber komfortabel, ausgestattet mit Waschbecken u. Kühlschrank. Wir belegen das 3-er Abteil mit 2 Personen. Zuglok ist eine 186.
Im Gang
Im Abteil
Die Zuglok
Nach Mitternacht fährt der Zug in den Bahnhof von Warschau ein. Um 4 Uhr werden wir geweckt. Wir sind an der polnisch-weißrussischen Grenze. Die Pässe werden von der Schaffnerin eingesammelt. Anschließend wird der Zug in Brest in eine Halle rangiert, wo auf Breitspur umgespurt wird.
Der Waggon wird zum Achswechsel aufgebockt
In Orscha ist ein längerer Aufenthalt. Zeit um einzukaufen und um sich die Füße zu vertreten. Unser Waggon steht auf dem Abstellgleis. Wir werden gegen 18:00 Uhr an den D64BJ Minsk-Novosibirsk angekuppelt. Am Abend wird in Smolensk die Grenze nach Russland überschritten. Es findet keine weitere Zollkontrolle statt.
Der Bahnhof von Orscha (Weißrussland)
Eine mächtige E-Lok von Skoda wird vor unseren Zug gespannt
Montag 09. 09.2013
Um 3:10 Uhr kommt der Zug lt. Fahrplan in Moskau an und fährt nach kurzem Aufenthalt weiter Richtung Sibirien.
Gegen 8:45 Uhr wird nach kurzem Halt in Perwouralsk die Grenze nach Asien erreicht.
Der weiße Obelisk markiert die Grenze zwischen Asien und Europa
Am Vormittag erreicht der Zug Yekaterinburg. Es ist die Stadt, in der der letzte Zar ermordet wurde und in der heute eine berühmte Basilika steht. Der Zug hat 40 Minuten Aufenthalt. Wir schauen uns den Bahnhof an und sind von den Bildern in den Warteräumen begeistert.
Im Warteraum von Yekaterinburg wird die russische Geschichte anhand von Deckenfresken erzählt
Um 8:47 Uhr Moskauzeit und 11:47 Ortszeit ist das erste Etappenziel unserer Reise, Novosibirsk, die Hauptstadt Sibiriens, erreicht. Wir fahren mit der U-Bahn (einzige U-Bahn in Sibirien) in Richtung unseres
Hotel River Park, das idyllisch am Ob liegt. Zuerst müssen wir aber ca. 700 m zu Fuß durch einen hübsch angelegten Park gehen und können endlich duschen!
In Sibiriens einziger U-Bahn
Donnerstag 12.09.2013
Wir fahren mit der Elektritschka ins Akademikerviertel und besuchen das Eisenbahnmuseum. Anschließend schauen wir uns wir im Bahnverwaltungsgebäude ein weiteres Museum an. Den Abend lassen wir in einer Hausbrauerei ausklingen.
Güterzuglok im Eisenbahnmuseum Novosibirsk
Freitag 13.09.2013
Am Morgen um 09:26 +3 Uhr geht es mit dem Zug weiter nach Irkutsk. Es gibt Probleme mit den Fahrkarten. Diese sind nur auf Deutsch ausgestellt und von den Schaffnern nicht zu verstehen. Nachdem ich den Pass zeige, werden wir in den Zug gelassen. Der Wagen ist gepflegt, der Gang mit Teppich ausgelegt. Wir erhalten sogar Verpflegung. Diesmal ist es ein echter russischer Schlafwagen mit 4-er Abteilen, die wir zu dritt belegen. Am Waggonende ist ein Samowar, der mit Kohle beheizt wird. In Krasnoyarsk kommt der Zug gegen Mitternacht an. Am Vormittag ist er in Tayshet, wo die Bailal-Amur-Magistrale (BAM) in den Norden abzweigt.
Werner holt sich Teewasser am Samowar
Luxus-Liegewagen mit Teppich
Auch im Abteil: Wohlfühlatmosphäre
Samstag 14.09.2012
Am Abend 16:19 +5 Uhr, 21:16 Uhr Ortszeit Ankunft in Irkutsk. Wir fahren mit der Straßenbahn in die Innenstadt und werden von einer deutschsprechenden Studentin zum Hotel „Gasthof Europa“ geführt. Das Hotel ist im traditionellen russischen Stil gebaut, ganz aus Holz.
Unser Hotel "Gasthof Europa"
Am Morgen sollte um 7:30 Uhr der russische Reiseleiter kommen. Wir warten 45 Minuten, dann kommt Viktor und erklärt, der offizielle Reiseleiter sei krank und er sei kurzfristig eingesprungen. Mit einem Vorortzug befahren wir die Gebirgsstrecke nach Sljudjanka, das direkt am Baikalsee liegt. Das Wetter ist herrlich. Die Sehenswürdigkeit von Sludjanka ist der ganz aus Weissmarmor gebaute Bahnhof.
Der Marmorbahnhof Sludjanka
Erster Blick auf den Baikalsee
Wir steigen um 13:20 Uhr in einen modernen Triebwagen der zweimal am Tag auf der alten Baikaluferbahn, der sog. Zirkumbaikalbahn, fährt. Die Strecke ist grandios! Es geht immer am Ufer entlang bis nach Polovinnaja, unserem Übernachtungsort. Dort sind wir in einem Holzhaus einer Ferienhaussiedlung untergebracht. Am Abend hält Viktor einen Vortrag über Sibirien und den Baikalsee.
Streckenführung am Baikalsee
Nach dem Frühstück laufe ich mit Victor einen Teil der Bahntrasse ab. Das Wetter ist schlechter als am Vortag. Es ist windig und der See hat hohe Wellen. Gegen 16:30 besteigen wir wieder die Baikaluferbahn und fahren nach Port Baikal. In diesem Ort gingen früher die Eisenbahnfähren ab. Das war die Zeit, als der Baikalsee und das gebirgige Hinterland eine Barriere für die Transsib darstellten. Man baute die Strecke deshalb von Irkutsk entlang des Flusses Angara (einziger Abfluss aus dem Baikalsee) bis Port Baikal und transportierte von dort den Zug per Schiff auf die andere Uferseite (ca. 40 km). Dafür wurde extra in England ein Eisbrecher bestellt. Ein zweites Schiff transportierte die Passagiere. Die Fähre konnte in strengen Wintern die Fahrrinne nicht eisfrei halten. Deshalb wurden während des russisch-japanischen Krieges die Schienen auf dem Eis verlegt. Wir übernachten im Bahnhof von Port Baikal. Er wurde liebevoll restauriert. Oben sind die Übernachtungszimmer, unten ist ein kleines Museum, das über die Transsib, das Trajekt und den Bau der Uferbahn informiert.
Abfahrt von unserem Übernachtungsort
Bahnhof, Hotel und Museum "Port Baikal"
Dienstag 17.09.2013
Nach dem Früstück fahren wir mit einer alten Fähre nach Listvjanka und besuchen das weltberühmte limnologische Museums. Dort wird die Fauna und Flora des Sees und des angrenzenden Gebietes sehr ausführlich erklärt. Mit 1650 m ist der Baikalsee der tiefste See der Welt und speichert 20% des gesamten Süßwasservorrates der Erde. Er befindet sich in einer Erdspalte zweier Kontinentalplatten, die jedes Jahr 2 cm auseinanderdriften. Dementsprechend wir der See jedes Jahr größer und wird in Millionen von Jahren ein Ozean sein. Mittag fahren wir mit einem Bus zurück nach Irkutsk und lassen uns vom neuen Reiseleiter Dimitri die Stadt zeigen.
Straßenbahn in Irkutsk
Kirchen in Irkutsk
Mittwoch 18.09.2013
Am Morgen um 2:57 +5 Uhr, also gegen acht Uhr, besteigen wir den Moskau-Peking-Express und kommen zum ersten Mal in den Genuss, in einem ersten Klasse-Abteil zu fahren. Allerdings ist es nur eine Tagesfahrt, da das nächste Ziel Ulan-Ude nur ca. 600 km von Irkutsk entfernt liegt. Wir fahren ca. 4 Stunden am Ufer des Baikalsees entlang. Das Hotel Odon liegt in Fußnähe zum Bahnhof.
Waggon des Moskau-Peking-Express
Donnerstag 19.09. 2013
Um 10 Uhr holt uns die Reiseleiterin Larissa ab, die uns zum Klosters Involginsk, dem zentralen Heiligtum des Buddhismus in Russland, begleitet. Auf der Fahrt erfahren wir viel Interessantes über Ulan-Ude, die Hauptstadt Burjatiens. Burjatien ist ein autonomes Gebiet innerhalb Russlands und hat einen eigenen Präsidenten. Ca 1/3 der Bevölkerung sind Burjaten, die mongolischen Ursprungs sind. Es gibt aber noch weitere 120 ethnische Bevölkerungsgruppen in dieser autonomen Republik. Das Kloster existiert seit 1945. Es wurde von Stalin genehmigt und bildet seit dieser Zeit Mönche aus.
Kloster Involginsk
Freitag 20.09.2013
Um 8:59 + 5 Uhr besteigen wir wieder den Zug zur letzten und zweitlängsten Etappe. Da wir 3 Tage und 3 Nächte unterwegs sind, haben wir 3 Viererabteile gebucht, so dass jeweils 2 Personen ein solches Abteil haben. Möglich wurde dies dadurch, dass wir 6 Kinder mit eingebucht haben, die es aber natürlich nicht gibt. Das Reisebüro Gleisnost, von dem wir die Fahrkarten haben, hat uns auf diesen Trick aufmerksam gemacht. Wir haben also viel Platz und genießen die schöne Fahrt.
Museumslok im Bahnhof von Ulan-Ude
Samstag 21.09.2013
Die Strecke wird nun gebirgiger, und es geht wieder Richtung Nordost, da die Grenze zu China weit in den Norden hinein ragt. Bei Skoworadina gibt es eine Verbindung zur BAM.
Güterzug auf der Bergstrecke
Sonntag 22.09.2013
Am Morgen erreichen wir Svobodny, eines der größten Straflager im Gulag. Wir überfahren anschließend den Zeya-Fluss, der in den Amur mündet. Interessant sind die weit auseinander liegenden Brücken. Am Abend erreichen wir Chabarowsk.
Auf der letzten Etappe
In Chabarowsk wird der Postwagen beladen
Montag 23.09.2013
Das erste Ziel ist in Reichweite. Das Wasser des Pazifiks ist in Sicht!
Am Vormittag um 2:40 + 7 Uhr erreichen wir Wladiwostok. Vor unserem Waggon und am km-Stein 9297 werden noch einmal Gruppenfotos gemacht.
Das erste Ziel ist erreicht - erschöpft aber glücklich!
Unser Hotel Zemchuzhina befindet sich wieder in Fußnähe. Es wird ausgiebig der schöne Bahnhof besichtigt. Danach gehen wir am Hafen entlang, wo die russische Pazifikflotte stationiert ist. Dies war vor kurzem noch absolutes Sperrgebiet. In der Nähe befinden sich ein russisches U-Boot, das als Museum besichtigt werden kann und das militärische Ehrenmal. Wir fahren mit einer Standseilbahn zum „Vogelnest“ und haben einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und die Häfen.
Blick vom "Vogelnest"
Kriegshafen von Wladiwostok
Dienstag 24.09. 2013
Am Vormittag gehen wir auf die andere Seite der Landzunge, wo sich ein kleiner Strand, ein Jachthafen und das meereskundliche Museum befinden. Im Fährhafen liegt schon die „Eastern Dream“ an der Pier. Sie wird uns morgen nach Korea und Japan bringen.
die Japan-Fähre
Mittwoch 25.09.2013
Wir verabschieden Hallgerd und Jutta, die zurück nach Frankfurt fliegen. Gegen Mittag besteigen wir die Fähre. Wir haben 1. Klasse gebucht und bekommen ein „Familienzimmer“ für 2 Personen. In der Kabine gibt es weder Tisch noch Stühle. Geschlafen wird auf Matratzen, die auf dem Boden liegen.
Markus freut sich über die Kabine
Um 14.00 verlassen wir auf dem Wasserweg Wladiwostok und fahren durch ein Inselgewirr in die offene See Richtung Korea. Am Abend erleben wir einen herrlichen Sonnenuntergang an Bord.
Wir verlassen Wladiwostok
Als der Kapitän auf dem Klo war habe ich kurzerhand das Steuer übernommen
Donnerstag 26.09.2013
Am Morgen kommt die südkoreanische Küste in Sicht. Wir haben einen Tag Aufenthalt in Donghae und fahren mit einem Taxi in die Stadt. Bei der Rückkehr werden wir vom Zoll regelrecht gefilzt. Um 18:00 Uhr sticht die „Eastern Dream“ wieder in See und fährt Richtung Süd-Süd-Ost nach Japan.
Zwischenstopp in Dongae (Südkorea)