Eisenbahnreisen für Eisenbahnfreunde

Bericht zur Wassertal-Reise Herbst 2010

Bahnstudienreise Wassertalbahn (Rumänien) vom 12.10.2010 – 20.10.2010
 
12.10.2010
 
26 Reiseteilnehmer – davon 2 Kinder - treffen am Abend im Hotel Hungaria in Budapest ein. Die meisten haben eine ca. 1000 km lange Anreise mit der Bahn hinter sich. Für Eisenbahnfreunde ist dies eine angenehme Art zu reisen, zumal neue Strecken und neue Züge erkundet werden konnten. Manch einer feierte eine Premiere mit dem RailJet. Nach einem ausgiebigen Abendessen trifft man sich noch zu einem Bierchen in einer benachbarten Kneipe.
 

 

Der Railjet München-Budapest
 
13. 10. 2010
 
Am nächsten Morgen fahren wir nach einem reichhaltigen Frühstück zum ungarischen Eisenbahnmuseum und bestaunen dort die zahlreichen Exponate in und außerhalb der Hallen. Neben den einheimischen Dampf- ,Diesel- und Elektrolokomotiven findet man auch eine Deutsche 52iger, die als Kriegslok in ganz Europa anzutreffen war.
 



Ganz rechts ein 52-er Nachbau 

Einige Teilnehmer lassen es sich nicht nehmen und fahren mit einer Draisine, im Führerstand einer Diesellok und mit der kleinen Parkbahn.
 


Ach, wie ist das schön ....!

Am Nachmittag wird die Stadt erkundet. Man nutzt die öffentlichen Verkehrsmitteln Bus, Straßenbahn und U-Bahn. Mit einer Zahnradbahn geht es im Stadtteil Buda auf eine Anhöhe, wo die Kindereisenbahn (früher Pionierbahn) ihren Ausgangspunkt hat.




Die Zahnradbahn 

Eine Schmalspurdiesellok zieht unseren Zug durch Wald- und Parklandschaften. An einigen Stellen hat man einen wunderschönen Blick ins Donautal und auf Budapest.
 


Fahrt mit der Kindereisenbahn
 
Am Abend gibt es eine Fahrt mit einem Donauschiff durch das romantisch beleuchtete Budapest mit anschließendem Abendessen.

 



Eine romantische Nachtfahrt

14.10.2010
 
Am nächsten Morgen gilt es früh aufzustehen. Um 6:43 setzt sich der IC Nr. 367 Richtung rumänische Grenze in Bewegung. Wir haben den Wagen hinter der Lok fast ganz für uns.



Im IC nach Beclean 

In Püspökladany ist Lokwechsel. Dort zweigt von der Hauptbahn Richtung Debrecen eine nicht elektrifizierte Strecke Richtung Grenze ab. Biharkeresztes ist der ungarische Grenzort, Episcopia Bihor der rumänische. In Cluj Napoca kommt wieder eine E-Lok an unsern Zug.



 
Der Führerstand unserer E-Lok

Gegen halbfünf kommen wir in Beclean pe Somes an, wo ein Bus für die Weiterfahrt auf uns wartet. Gut zweieinhalb Stunden später erreichen wir Viseu des Sus, wo uns Herr Schneeberger schon erwartet und uns zum Abendessen geleitet. Dies nehmen wir ganz zünftig in einem zu einem Speisewagen umgebauten alten Personenwagen ein. Anschließend werden wir zu den Pensionen gebracht.
 



Das erste Abendessen im "Speisewagen"
 
15.10.2010
 
Heute soll der untere Streckenabschnitt der Wassertalbahn erkundet werden. Ich bin schon recht früh im Depot und filme, wie zwei Dampfloks für den heutigen Tag gerichtet  werden. Gegen 9 Uhr ist die gesamte Gruppe am Bahnhof der Wassertalbahn eingetroffen. Zwei Züge sind heute für uns reserviert, ein Dieseltriebwagen und die kleinste betriebsfähige Dampflok, eine Krauss/Linz, C-Kuppler_Maschine aus dem Jahre 1921. Die Lok kam erst 2004 zur Wassertalbahn. Zuvor verrichtete sie ihren Dienst auf der Waldbahn Moldovita, die auch noch auf dem Besichtigungsprogramm steht. Angehängt sind ein offener Viehwagen (einschließlich noch vorhandener Hinterlassenschaften) und mehrere Waggons für den Holztransport.
 


Die kleine Krauss mit viel Dampf am frühen Morgen

Der Triebwagen fährt voraus und in Sichtweite folgt die Krauss, so dass man vom letzten Wagen aus hervorragend fotografieren kann.



Unser Triebwagen-Zug

In Novat ist ein Gleisdreieck, ab dem eine Stichstrecke in Richtung Thosa abgeht. Die kleine Dampflok fährt einen guten Kilometer in diesen Seitenarm hinein. Wegen der großen Überschwemmung 2007 ist der Großteil der Strecke leider nicht mehr befahrbar. Zurück lässt man dann die Waggons ohne Lok bergab rollen. Anscheinend ist die Entgleisungsgefahr mit der Lok am Zugende zu groß.


Ohne Lok rollen wir zurück. Dieter versucht sich als Bremser!

 Dann geht es weiter – unterbrochen durch mehrere Scheinanfahrten - bis Cozia, dem Endpunkt der heutigen Fahrt. Auf der Rückfahrt halten wir noch einmal in Novat und lassen uns von dem Touristenzug, der von einer Resita gezogen wird, überholen. Viele Teilnehmer beziehen Position und lichten beide Dampfzüge ab. In Viseu angekommen,  hat sich schon eine Folkloregruppe postiert, die nach den landestypischen Klängen Tanzformationen darbietet.



 
Vor dem Abendessen gibt es eine Tanzvorführung

Das Abendessen findet wieder in gemütlicher Runde im Waggon statt. 
 
16.10.2010
 
Heute ist die Lok Mariuta mit einem Versorgungswagen und einem Personenwagen für uns bereit gestellt. Die Lok hat die Nr. 764.211 und wurde 1910 von Orenstein & Koppel gebaut. 2005 wurde sie im Ausbesserungswerk Klausenburg komplett aufgearbeitet.
 


Unser heutiger Zug beim Wasserfassen

Gegen 8:30 geht die Fahrt zum mittleren Streckenabschnitt los. Höhepunkt dieser Strecke sind die 3 Tunnels zwischen Bardau und Botizu. Dort sind  auch ausgiebige Fotohalte eingeplant. Vor allem die Tunneldurchfahrt erfreut sich bei den Fotografen besonderer Beliebtheit. Hinter den Tunnels wird an einer Ausweichstelle kehrt gemacht und man macht sich wieder auf die Rückfahrt. Auf vielfachen Wunsch wird noch einmal für eine Scheinanfahrt am Tunnel angehalten.




 
Scheinausfahrt aus dem Tunnel

Da die Lok einen geräumigen Führerstand hat, besteht die Möglichkeit vorne mitzufahren.
 


Groß und Klein aif der Lok

Einen weiteren längeren Stopp gibt es wieder in  Novat, wo uns ein langer Holzzug, gezogen von einer Diesellok,  überholt. Am Abend essen wir erstmalig in unseren Pensionen.
 


 
Ein langer Arbeitszug fährt das Tal hinab 
17.10. 2010
 
Heute ist unser letzter Fahrtag auf der Wassertalbahn. Da heute die Reise bis zum letzten befahrbaren Streckenabschnitt geht, soll unser Zug schon um 7:00 Uhr abfahren. Die Gruppe ist puünktlich im Depot und genießt die einmalige Stimmung bei Dunkelheit, Laternenschein und Dampf. Reserviert ist für uns die neuste und stärkste Lok, die Cozia 1,  die von Reghin im Jahre 1986 gebaut wurde. Ab 2001 wurde sie bei der Wasssertalbahn eingesetzt.



 
Unsere Lok am 3. Tag

Die Fahrt geht nun durch die bekannten Streckenabschnitte bis in den hinteren Teil. Was man nicht erwartet hat, sind größere Ansammlungen von Gebäuden. Ein länerer Halt findet in Paltin statt. Dies ist der Endpunkt für den Touristenzug, der im Sommer zweimal am Tag unterwegs ist. Der Haltepunkt ist dort für eine größere Menschenmenge recht komfortabel ausgebaut. Es gibt eine Grillhütte und großzügig angelegte Flächen. Nächste Stationen sind Bardau mit einigen Gehöften, Faina mit einem etwas heruntergekommenen Bahnhof und Babii mit sehr schön bemalten Gebäuden.



 
Wer hätte so schöne Häuser erwartet?

In früheren Jahren war dort ein Kurort mit diversen  Unterkünften und Einrichtungen.  Anschließend halten wir an dem früheren Stausee, der vor der „Bahnzeit“ das Flößen der Baumstämme ins Tal ermöglichte. Hinter Valea Babii ist Streckenende, und es gibt die traditionellen Bratwürste a la Lokomotive. Dazu wird die Abdeckung am Dampfdom entfernt und Würste zum Garen oben auf gelegt.



Die Würste werden zum Gahren vorbereitet



und schmecken allen sehr gut!

Nach Meinung aller Teilnehmer schmecken diese ganz besonders gut. Bevor man  zur 4-stündigen Rückfahrt aufbricht, wird das obligatorische Gruppenfoto geschossen.



Das obligatorische Gruppenbild

In Viseu angekommen bedanke ich mich im Namen der Gruppe  beim Lokpersonal dafür, dass alle unsere Sonderwünsche erfüllt wurden und man uns ca. 180 km unfallfrei trotz krummer Schienenwege durch das schöne Wassertal chauffierte.
 



Gut chauffiert auf krummen Schinen
 
18.10.2010
 
Am frühen Morgen besteigen wir den Bus und fahren weiter in den Osten nach Moldovita. Nach einem ausgezeichneten Mittagessen besichtigen wir ein orthodoxes Frauenkloster. Beeindruckend sind die Fresken sowohl an der Außenwand der Kirche als auch im innern. Nach soviel Kultur freuen wir uns auf das letzte Bahnabenteuer. Ca. 4 km der ehemals stillgelegten Waldbahn Moldavita  sind wieder aufgebaut. Gezogen wird unser Zug von einer kleinen B_Kuppler-Lok, einer Krauss, die 1917 in München hergestellt wurde.
 


Die Krauss (München) in Moldavita

Die Mannschaft hat große Mühe, da die Lok ständig schleudert und kiloweise Sand auf die Schienen gestreut werden müssen. Da man nicht so viel Sand bei sich führt, holt man diesen kurzerhand vom nahegelegenen Flussufer. Nach Beendigung dieser Fahrt und ausgiebigem Fotografieren der kleinen Bahnhofsanlage besteigen wir wieder den Bus und fahren durch Transilvanien, vorbei am Drakula-Hotel nach Bistrita, wo wir übernachten.
 
19.10.2010
 
Das Hotel liegt ca. 3 km vom Bahnhof Bistrita Nord entfernt, weshalb ich schon am abend zuvor 9 Taxis für 7:15 Uhr bestellt habe. Der Preis pro Taxi beträgt ca. 85 Cent, also ein billiges Vergnügen. Am Bahnhof angekommen steht der Regionalzug schon bereit, mit dem wir einige wenige km bis nach Saratel fahren. Die Waggons sind nicht mehr auf dem  neusten Stand der Technik. Manche Türen lassen sich nicht schließen, an der Decke baumeln Stromdrähte, irgendwann gab es da wohl mal eine Lampe. Nach kurzer Fahrt besteigen wir den IC, der uns wieder zurück nach Budapest bringen wird. Es ist die gleiche Garnitur wie auf der Hinfahrt und wir haben auch wieder Plätze im gleichen Wagen reserviert, diesmal ganz hinten.   Für Abwechslung sorgt wie auf der Hinfahrt schon  der Besuch des Speisewagens. Außer der Schaffnerin (zigatettenrauchend!) sind nur unsere Leute dort anzutreffen. Diesmal gehen alle früher zum Essen, da man auf der Hinfahrt die Erfahrung gemacht hat, dass gegen später vieles nicht mehr zu bekommen ist.  Kurz nach 16 Uhr fährt unser Zug in den Bahnhof Budapest-Kaleti ein. Ein kurzer Fußweg und man befindet sich wieder im Hungarai Hotel. Nach dem wiederum sehr reichhaltigen Abendessen lässt man den Abend in der Kneipe bei einigen Bierchen ausklingen und lässt noch einmal die erlebnisreichen Tage Revue  passieren.
 
20.10.2010
 
Die Reiseteilnehmer treten individuell ihre Rückreise an. Langeweile wird auch auf dieser  Fahrt nicht aufkommen. Zu gegenwärtig sind noch  die Eindrücke dieses besonderen Eisenbahnerlebnisses  und das eine oder andere Ereignis wird noch einmal vor dem geistigen Auge wie im Film ablaufen.
 
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